Bericht und Vorträge zur Veranstaltung "Onkologische Versorgungssituation in Hessen – Landesqualitätskonferenz Prostatakarzinom 2024"
Am 4. Dezember 2024 richtete das Hessische Krebsregister in Kooperation mit dem Universitären Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt-Marburg, der Universitätsmedizin Frankfurt, dem Krankenhaus Nordwest in Frankfurt, den Universitätskliniken in Marburg und Gießen und dem Universitätsmedizinischen Centrum für Tumorerkrankungen Gießen die Veranstaltung „Onkologische Versorgungssituation in Hessen – Landesqualitätskonferenz Prostatakarzinom“ aus.
- Onkologische Versorgung des Prostatakarzinoms in Hessen
- Medizinische Fachvorträge zu Neuerungen in der Behandlung des Prostatakarzinoms und aktuellen Studienergebnissen
- Was sagen die Krebsregisterdaten zur Versorgung von Patienten mit Prostatakarzinom in Hessen?
- Vorträge
- Faktenblatt Prostatakarzinom
- Nächste Veranstaltungen in der Reihe "Onkologische Versorgungssituation in Hessen"
Onkologische Versorgung des Prostatakarzinoms in Hessen
Das Prostatakarzinom stand im diesjährigen Fokus der Veranstaltungsreihe zur Onkologischen Versorgung in Hessen. Anhand medizinischer Fachvorträge und Auswertungen der Krebsregisterdaten wurde das Thema interdisziplinär beleuchtet.
Medizinische Fachvorträge zu Neuerungen in der Behandlung des Prostatakarzinoms und aktuellen Studienergebnissen
In den medizinischen Fachvorträgen ging es zunächst um einen Blick auf die Aktive Überwachung bei Patienten mit Prostatakrebs aus Sicht der Uropathologie. PD Dr. Jens Köllermann, Leiter der Sektion Uropathologie an den Dr. Senckenbergischen Instituten für Pathologie und Humangenetik der Universitätsmedizin Frankfurt, beleuchtete Graubereiche bei der Entscheidungsfindung für eine Aktive Überwachung, die sich aus der pathologischen Begutachtung des Tumorgewebes ergeben können. Im Mai 2024 wurden neuen S3-Behandlungsleitlinien zum Prostatakarzinom veröffentlicht. Die hierin enthaltenen Neuerungen für die Therapie des lokal begrenzten Stadiums, insbesondere für die aktive Überwachung, stellte Prof. Dr. Dr. Johannes Huber vor, Direktor der Urologischen Universitätsklinik Marburg. Die aktuellen Leitlinienempfehlungen dienen auch der Stiftung Urologische Gesundheit als Grundlage für eine praxisbezogene und patientenorientierte Entscheidungshilfe bei Prostatakrebs. Für die Behandlung fortgeschrittener Prostatakarzinome ging Prof. Dr. Felix Chun, Direktor der Klinik für Urologie der Universitätsmedizin Frankfurt, näher auf die Leitlinienanpassungen ein, die das biochemische Rezidiv mit hohem Risiko, das metastasierte hormon-sensitive und das kastrationsresistente Prostatakarzinom betreffen. Die Möglichkeiten und Stärken der radioonkologischen Therapie stellte PD Dr. Fabian Eberle, Leitender Oberarzt der Strahlentherapie am Universitätsklinikum Marburg, vor. Anhand von Studienergebnissen ging er auf den Vergleich von radiotherapeutischer und chirurgischer Intervention sowie auf hypofraktionierten Bestrahlungsansätze beim Prostatakarzinom näher ein. Prof. Dr. Florian Wagenlehner, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Gießen, betrachtete in seinem Vortrag den möglichen Stellenwert des Urobioms für die Entstehung und Bekämpfung des Prostatakarzinoms. Abschließend nahmen Prof. Dr. Dr. Johannes Huber und Dr. Mike Wenzel, Sektionsleiter metastasiertes Prostatakarzinom an der Klinik für Urologie der Universitätsmedizin Frankfurt, die Patientenperspektive hinsichtlich Tumorkontrolle, Lebensqualität, Kontinenz, Potenz und Behandlungskomplikationen nach operativer Therapie näher in den Fokus. Zusätzlich gab Dr. Wenzel einen Einblick in das EPIC-REAP Projekt (Enhancing Prostate cancer care In Germany Combining Real-world data And AI for Enhanced Analysis and Precision). Prof. Dr. Dr. Huber zeigte mittels Versorgungsstudien die Zusammenhänge zwischen Standortfaktoren wie der jährlichen Behandlungszahl und den Behandlungsergebnissen auf.
Was sagen die Krebsregisterdaten zur Versorgung von Patienten mit Prostatakarzinom in Hessen?
Anhand der Krebsregisterdaten gab Dr. Katharina Bernhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landesauswertungsstelle des Hessischen Krebsregisters, einen Überblick über Patienten- und Tumorcharakteristika der in Hessen behandelten Personen mit Prostatakarzinom im Zeitraum zwischen 2015 und 2023. Im Anschluss stellte Dr. Lisa Katharina Sha, ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landesauswertungsstelle, die Versorgungsstrukturen im ambulanten und stationären uroonkologischen und strahlentherapeutischen Sektor in Hessen dar und ging näher auf regionale Unterschiede zwischen den Versorgungsgebieten ein.
Die Analyse der onkologischen Patientenversorgung in Hessen anhand der Krebsregisterdaten stand im Fokus des Vortrags von Dr. Soo-Zin Kim-Wanner, Leiterin der Landesauswertungs- und Abrechnungsstelle des Hessischen Krebsregisters. Schwerpunkt war einerseits die Versorgung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms mit niedrigem, mittlerem und hohem Rezidiv-Risiko, und andererseits die operative Tumortherapie der Patienten hinsichtlich chirurgischer Zugangswege (offen chirurgisch, laparoskopisch, roboter-assistiert), Nerven- und Gefäßerhalt und Resektionsergebnis (Residualtumor nach OP). Hier zeigte sich eine große Varianz zwischen den behandelnden Einrichtungen und somit auch zwischen unterschiedlichen Versorgungsregionen in Hessen.
Vorträge
Die Vortragsfolien stehen Ihnen hier zum Nachlesen zur Verfügung.
Vortrag "Kennzahlen zum Prostatakarzinom in Hessen"
4. Dezember 2024, Dr. rer. nat. Katharina Bernhardt, Dr. phil. nat. Lisa Katharina ShaVortrag "Update zur aktiven Überwachung des Prostatakarzinoms aus Sicht des Uropathologen"
4. Dezember 2024, PD Dr. med. Jens KöllermannVortrag "Leitlinien-Update lokalisiertes Stadium"
4. Dezember 2024, Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes HuberVortrag "Leitlinien-Update fortgeschrittenes Stadium"
4. Dezember 2024, Prof. Dr. med. Felix ChunVortrag "Hormontherapie / Stellenwert des Urobioms"
4. Dezember 2024, Prof. Dr. med. Florian WagenlehnerVortrag "Bestrahlungstherapie"
4. Dezember 2024, PD Dr. med. Fabian EberleVortrag "Versorgungsrealität des Prostatakarzinoms in Hessen - Was sagen die Daten des Hessischen Krebsregisters?"
4. Dezember 2024, Dr. med. Soo-Zin Kim-WannerVortrag "Versorgungsrealität - Daten aus der Klinik zur operativen Qualität (Teil 1)"
4. Dezember 2024, Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes HuberVortrag "Versorgungsrealität - Daten aus der Klinik zur operativen Qualität (Teil 2)"
4. Dezember 2024, Dr. med. Mike WenzelFaktenblatt Prostatakarzinom
Epidemiologische Auswertungen zum Prostatakarzinom in Hessen finden Sie auf einem Faktenblatt zusammengestellt. Weitere Informationen zur Methodik finden Sie hier.
Nächste Veranstaltungen in der Reihe "Onkologische Versorgungssituation in Hessen"
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Onkologische Versorgungssituation in Hessen - Landesqualitätskonferenz" ist für Ende 2025 eine Veranstaltung zum kolorektalen Karzinom in Planung.
Ihre Fragen zur onkologischen Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs in Hessen greifen wir gerne in den Auswertungen der Krebsregisterdaten auf.
Weitere Informationen folgen über die Website und den Newsletter des Hessischen Krebsregisters.
Organspezifische Dokumentationshinweise erhalten Sie auf unserer Website und in Schulungen.