Methoden

Hier erläutern wir unsere Methoden, welche zur Berechnung der auf unserer Webseite „Krebs in Hessen“ dargestellten Kennzahlen verwendet werden.

Einleitung

Für die epidemiologische Krebs-Berichterstattung in Deutschland gibt es einheitliche Berichtsstandards und –Empfehlungen, sodass die verwendeten Kennwerte und Methoden innerhalb der Landeskrebsregister weitgehend identisch sind. Vergleiche zwischen Landeskrebsregistern sind daher möglich. Auf dieser Seite werden die Datengrundlage und die in unseren Auswertungen verwendeten demographischen und epidemiologischen Maßzahlen vorgestellt.

Datengrundlage

Die Neuerkrankungen aller hier dargestellten Diagnosejahre sind dem Datenbestand des Hessischen Krebsregisters entnommen. Die flächendeckende Registrierung von Krebsfällen erfolgt in Hessen seit 2008. Im Oktober 2014 startete die landesweite klinische Krebsregistrierung. Alle Bevölkerungsdaten entstammen der Fortschreibung des Bevölkerungsstands in Hessen und wurden vom Hessischen Statistischen Landesamt bereitgestellt. Sie werden zur Berechnung von Erkrankungs- und Sterberaten verwendet. Die Daten zur Sterblichkeit nach Diagnosen entstammen der Todesursachenstatistik des Hessischen Statistischen Landesamtes. Dabei handelt es sich um eine monokausale Auswertung der auf den Leichenschauscheinen vermerkten Todesursachen. Es wird nur diejenige Todesursache gezählt, die am stärksten zu der gesundheitlichen Situation beigetragen hat und welche letztlich zum Tode führte („Grundleiden“).

Der jeweils aktuell verwendete Datenstand der entsprechenden Datenquelle wird unter jeder Tabelle bzw. unter jeder Grafik ausgewiesen.

Betrachtete Krebsarten

Um das Krebsgeschehen darzustellen, ist es notwendig, Krebserkrankungen in Kategorien einzuordnen. Dies geschieht anhand der sogenannten International Classification of Diseases, 10th Version (kurz: ICD-10). In unsere Auswertungen der Daten des Hessischen Krebsregisters beziehen wir alle bösartigen Krebsentitäten (ICD-10 C00-C97) mit Ausnahme der nicht-melanotischen Hauttumoren (C44) ein. Letztere sind sehr häufig, aber in den gesundheitlichen Konsequenzen deutlich weniger schwerwiegend als viele andere bösartige Krebserkrankungen. Die so zusammengefasste Sammelkategorie wird in unseren Ergebnisdarstellungen als „Krebs gesamt“ beschrieben.

Außerdem werden die berichteten Kennzahlen für 24 weitere Krebsarten dargestellt, welche zum Teil anhand der ICD-10 Klassifikation in Gruppen zusammengefasst werden.

Absolute Fallzahl

Der Fachbegriff für die absolute Fallzahl neuer erkrankter Personen in einem Zeitraum ist „Inzidenz“. Analog hierzu wird die Zahl der Sterbefälle als „Mortalität“ bezeichnet. Absolute Fallzahlen geben die Anzahl der im Beobachtungszeitraum neu aufgetretenen Erkrankungen oder Sterbefälle an. Neuerkrankungen werden in den deutschen Krebsregistern stets auf Tumorbasis und nicht auf Personenbasis gezählt. Eine Person mit verschiedenen Tumoren geht daher mit jeder neuen Tumorerkrankung in die Statistik ein. Zur Beschreibung und Interpretation des Krankheitsgeschehens müssen absolute Fallzahlen im Bezug zur Größe und Altersstruktur der Bevölkerung analysiert werden.

Berechnung von Raten

Um die aufgetretenen Krebsfälle in Bezug zur Bevölkerung zu setzen, bezieht man sie auf eine festgelegte Bevölkerungszahl, zumeist auf 100.000 Personen. Der Kennwert "Fallzahl pro 100.000 Personen" wird als rohe Rate bezeichnet. Dieser Wert ist ein Maß für die Krankheitslast in der Bevölkerung und daher für die Patientenversorgung sehr relevant. Auf ein Jahr bezogen entspricht dieser Wert auch in etwa dem allgemeinen Erkrankungsrisiko in der Bevölkerung.

Altersspezifische Raten

Unter einer altersspezifischen Rate versteht man die in einer Altersklasse vorliegende Rate, wobei häufig fünf Geburtsjahrgänge in einer Altersklasse zusammengefasst werden. In der Regel erfolgt bei epidemiologischen Auswertungen auch noch eine Trennung nach dem Geschlecht. Altersspezifische Neuerkrankungsraten entsprechen in etwa dem Neuerkrankungsrisiko innerhalb eines Jahres in den jeweiligen Altersklassen.

Die altersspezifische Auswertung ist ein wichtiger Parameter zur Beschreibung des Krebsgeschehens, daher ist sie relevant für die Konzeption von Präventions- und Früherkennungsprogrammen und Grundlage der unten geschilderten Altersstandardisierung.

Vorgehen zur Altersstandardisierung

Die Altersstruktur der Neuerkrankungen, also die Verteilung der altersspezifischen Raten ist je nach Krebsart unterschiedlich. Die meisten Krebsarten treten vermehrt im relativ hohen Lebensalter auf, es gibt aber auch seltenere Krebsarten, die fast ausschließlich in den ersten Lebensjahren vorkommen. Beim Vergleich des Krebsgeschehens in verschiedenen Regionen ist deshalb die Demographie von Bedeutung. Je älter die Bevölkerung, desto mehr Personen sind in Altersgruppen mit höherem Krebsrisiko und desto mehr Krebsfälle sind bei vielen Krebsarten zu erwarten. Auch bei der Beobachtung des Krebsgeschehens im Zeitverlauf tritt ein solcher Effekt auf, wenn sich die Altersstruktur der Bevölkerung verschiebt.

Den demographischen Effekt möchte man bei der Auswertung oft herausrechnen, um die Zahlen hinsichtlich anderer Faktoren interpretieren zu können. Dies ist durch sogenannte altersstandardisierte Raten möglich.

Eine Altersstandardisierung ist erforderlich, um das Erkrankungs- oder Sterblichkeitsgeschehen verschiedener Bevölkerungsgruppen mit abweichender Altersstruktur (beispielsweise Wohnbevölkerung aus verschiedenen Regionen oder zeitlich veränderte Altersstruktur in derselben Bevölkerungsgruppe) vergleichbar und hinsichtlich anderer Einflussfaktoren interpretierbar zu machen. Die Altersstandardisierung verwendet eine Modell-Altersverteilung, bei der 100.000 Personen nach realem Vorbild oder nach einer fiktiven Verteilung auf Altersklassen (häufig Zusammenfassung von fünf Geburtsjahrgängen) verteilt werden. Die Modell-Bevölkerungszahl jeder Altersklasse wird mit der altersspezifischen Erkrankungs- oder Sterberate, d.h. der in der jeweiligen Altersklasse vorliegenden Rate multipliziert. Über alle Altersklassen summiert ergibt sich die altersstandardisierte Rate pro 100.000 Personen. Diese Art der Altersstandardisierung bezeichnet man als „direkt“. Alle deutschen Krebsregister publizieren diese Rate basierend auf derselben Modell-Bevölkerung (sogenannte alte Europa-Bevölkerung*), wodurch ein Vergleich ermöglicht wird.

*Waterhouse J, Muir CS, Correa P, Powell J, eds. Cancer incidence in five continents. Lyon: IARC, 1976: 465

Prävalenz

Die Prävalenz beschreibt die Anzahl der an Krebs erkrankten Personen zu einem bestimmten Stichtag, die innerhalb eines festgelegten Zeitraumes diagnostiziert wurden und zum Stichtag noch nicht verstorben sind. Zum Beispiel umfasst die 5-Jahres Prävalenz zum Stichtag 31.12.2020 alle Personen, die am 31.12.2020 noch leben und in den vergangenen 5 Jahren vor diesem Stichtag die Diagnose Krebs erhalten haben.

Medianes Erkrankungs- und Sterbealter

Das Erkrankungs- bzw. Sterbealter ist definiert als das Alter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bzw. des Todes. Dargestellt wird der Median als das Erkrankungs- und Sterbealter, das nach Sortierung aller Alterswerte genau in der Mitte liegt. Dieser Wert ist im Gegensatz zum arithmetischen Mittel (Durchschnitt) robuster gegenüber Ausreißern.