Veranstaltungsbericht: Onkologische Versorgungssituation in Hessen – Landesqualitätskonferenz Lungenkarzinom

Am 06. Dezember 2023 richtete das Hessische Krebsregister in Kooperation mit dem Universitären Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt-Marburg, dem Universitätsklinikum Frankfurt, dem Krankenhaus Nordwest in Frankfurt, den Universitätskliniken in Marburg und in Gießen und dem Universitätsmedizinischen Centrum für Tumorerkrankungen Gießen die Veranstaltung „Onkologische Versorgungssituation in Hessen – Landesqualitätskonferenz Lungenkarzinom“ aus.

Krebsregisterdaten: Von der Meldungsübermittlung zur Darstellung der landesweiten onkologischen Versorgung

Zu Beginn der diesjährigen Hybrid-Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Landesärztekammer Hessen nahm Martin Rapp, Organisatorischer Leiter der Vertrauensstelle des Hessischen Krebsregisters, die Meldewege an das Krebsregister und die Unterstützungsmöglichkeiten für Meldende in den Blick. So wird derzeit beispielsweise mit Hilfe eines Fördervorhabens die Anbindung des ambulanten Sektors an das Krebsregister durch die gezielte Entwicklung von Softwareschnittstellen aktiv gefördert. Letztlich ist die gemeinsame Nutzung der Krebsregisterdaten für die Forschung und für eine Evaluation der onkologischen Versorgung in Hessen angewiesen auf vollzählige und vollständige Meldungen durch die Ärztinnen und Ärzte.

Dr. rer. nat. Katharina Bernhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landesauswertungsstelle des Hessischen Krebsregisters, stellte anhand der Krebsregisterdaten statistische Kennzahlen zum Lungenkarzinom in Hessen vor. Sie skizzierte auch die regionsspezifischen Versorgungsstrukturen und deren Inanspruchnahme. Die onkologische Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Lungenkarzinom in unserem Bundesland wurde durch Dr. med. Soo-Zin Kim-Wanner, Leiterin der Landesauswertungs- und Abrechnungsstelle des Hessischen Krebsregisters, beleuchtet. Sie zeigte, dass gewebsschonende und minimalinvasive thoraxchirurgische Eingriffe im zeitlichen Verlauf zunahmen und stellte die Implementierung neu zugelassener Chemotherapeutika und zielgerichteter Substanzen im klinischen Alltag dar. Die Versorgungsqualität auf Leistungserbringerebene wurde insbesondere anhand von Qualitätsindikatoren der S3-Behandlungsleitlinien adressiert und wies teils deutliche einrichtungsbezogene Unterschiede auf. Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags waren die im Krebsregister vorliegenden Daten zur molekularpathologischen Diagnostik. Sie ist wesentlich für eine Therapiestratifizierung beim Lungenkarzinom. Die strukturierte Übermittlung molekulargenetischer Marker ist aufgrund der Novellierung des onkologischen Basisdatensatzes seit diesem Jahr möglich.

Ausgewählte Auswertungen der Krebsregisterdaten zum Lungenkarzinom wurden im Hessischen Ärzteblatt in der Ausgabe 03/2024 veröffentlicht.

Vorträge zum Download

Vortrag "Meldewege zum Krebsregister"

Dez. 2023, Martin Rapp (Hessisches Krebsregister, Vertrauensstelle)

Vortrag "Kennzahlen zum Bronchialkarzinom in Hessen"

Dez. 2023, Dr. Katharina Bernhardt (Hessisches Krebsregister, Landesauswertungsstelle)

Vortrag "Bronchialkarzinom - Onkologische Versorgungssituation in Hessen"

Dez. 2023, Dr. Soo-Zin Kim-Wanner (Hessisches Krebsregister, Landesauswertungsstelle)

Medizinische Fachvorträge zu aktuellen Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie des Lungenkarzinoms

Eine flächendeckende, einheitliche und qualitätsgesicherte molekulare Diagnostik steht an der Basis einer optimalen Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Lungenkarzinom. Prof. Dr. med. Stefan Gattenlöhner, Leiter des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Gießen, und Prof. Dr. phil. nat. Andreas Bräuninger, Leiter der Molekularpathologie in Gießen, skizzierten in ihrem gemeinsamen Vortrag die rasante technische Entwicklung der Molekularpathologie in den vergangenen 20 Jahren sowie das für das Lungenkarzinom gänzlich neu entstandene Panel an therapeutisch relevanten genetischen Veränderungen im Tumorgewebe. Insbesondere für das Nicht-Kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) bilden diese die Grundlage für eine zunehmende Personalisierung der Behandlung, vor allem in der systemischen Therapie. Dr. med. Martin Sebastian, Oberarzt der Medizinischen Klinik II, Hämatologie/Onkologie am Universitätsklinikum Frankfurt, ging in seinem Vortrag näher auf die aktuellen Standards und Neuerungen in der Systemtherapie des Lungenkarzinoms ein, besonders hinsichtlich zielgerichteter und immuntherapeutischer Behandlungskonzepte beim NSCLC. Er gab zudem einen Überblick über die Behandlung des Kleinzelligen Lungenkarzinoms (SCLC). Dr. Sebastian wies auf die Ergebnisse einer aktuellen norwegischen Phase II Studie zur Radiochemotherapie beim lokal begrenzten SCLC (limited disease) hin. Die beim diesjährigen ASCO-Meeting vorgestellten Studienergebnisse zeigten einen Überlebensvorteil für Patientinnen und Patienten mit zweimal täglicher Hochdosis-Strahlentherapie gegenüber der Standarddosis (Gronberg et al., ASCO 2023). Die Resultate sollten aus Sicht von Dr. Sebastian ein Hinterfragen der bisherigen Behandlungsstrategien in Deutschland begründen.

Dr. med. Stefanie Veit, Chefärztin der Klinik für Thoraxchirurgie am Krankenhaus Nordwest, Frankfurt, stellte in ihrem anschaulichen Vortrag die Trends und Entwicklungen in der minimal-invasiven Thoraxchirurgie dar. Sie betonte die Relevanz von Erfahrungsstand und Fertigkeiten des Operationsteams für den Erfolg eines Eingriffs und stellte heraus, dass auf dieser Basis multi- und uniportale videoassistierte thorakoskopische Eingriffe (VATS) sowie die roboterassistierte Thorakoskopie (RATS) als gleichwertig zu betrachten seien. Für die Behandlung lokal begrenzter Lungentumoren rückten zunehmend auch technisch anspruchsvolle gewebsschonende Resektionen in den Fokus der Chirurgie. Dr. Veit beleuchtete aus chirurgischer Perspektive die Chancen und Herausforderungen, die mit der Einführung eines Lungenkrebsscreenings sowie mit der zunehmenden Implementierung neoadjuvanter Therapiekonzepte beim Lungenkarzinom einhergehen.

Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Onkologische Versorgungssituation in Hessen“

Die fünfte Landesqualitätskonferenz des Hessischen Krebsregisters fand in diesem Jahr erstmalig im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Onkologische Versorgungssituation in Hessen“ statt. Zu wechselnden thematischen Schwerpunkten werden dort die aktuellen Behandlungsstandards und Entwicklungen vorgestellt sowie die onkologische Versorgung von Patientinnen und Patienten in Hessen auf Basis der Krebsregisterdaten gemeinsam diskutiert.

Die Veranstaltung wird in Kooperation zwischen dem Hessischen Krebsregister und hessischen Onkologischen- und Organkrebszentren ausgerichtet. Sie richtet sich an alle in Hessen tätigen Ärztinnen und Ärzte und weitere Interessierte.

Zukünftige Veranstaltungen - Prostatakarzinom 2024

Für 2024 laufen Vorbereitungen für die Veranstaltung

  • Onkologische Versorgungssituation in Hessen –
    Landesqualitätskonferenz Prostatakarzinom 2024.

Die Konferenz findet voraussichtlich Ende November 2024 statt.

Ihre Fragen zur onkologischen Versorgung von Patienten mit Prostatakrebs in Hessen greifen wir gerne in unseren Auswertungen und Vorträgen auf. Sprechen Sie uns an!

Weitere Informationen folgen über die Website und den Newsletter des Hessischen Krebsregisters.

Termine aktueller organspezifischer Dokumentationsschulungen entnehmen Sie der Veranstaltungsseite.

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Dr. Katharina Bernhardt<br>

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