Meldung von urologischen Tumorerkrankungen
In dem Blitzratgeber Urologie finden urologisch tätige Ärztinnen und Ärzte Informationen rund um das Meldeverfahren beim Hessischen Krebsregister.
- Weitere Inhalte
Weitere Inhalte:
- Zusammenarbeit mit dem Krebsregister
- Meldepflichtige Krebserkrankungen des Urogenitaltrakts
- Beispiele aus dem Klinik- und Praxisalltag
- Was melden urologisch tätige Einrichtungen?
- Welche Daten melden urologisch tätige Einrichtungen?
- Wie melden urologisch tätige Einrichtungen?
- Auswertungen
- 5 Schritte zur ersten Meldung
Zusammenarbeit mit dem Krebsregister
Als urologisch tätige Einrichtung befassen Sie sich mit der Diagnose und Therapie von Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane. Dabei kommt es vor, dass Sie Patientinnen und Patienten behandeln, die an einem urologischen Tumor leiden – unabhängig davon, ob Sie in der ambulanten oder stationären Versorgung tätig sind. Beispielsweise diagnostizieren und therapieren Sie die Tumorerkrankung und/oder führen regelmäßige Verlaufskontrollen durch.
Ihre Behandlungsdaten sind für valide
Krebsauswertungen enorm wichtig
Die Informationen, die durch Ihre Behandlungen entstehen, sind für das Krebsregister sehr wertvoll. Denn die Aufgabe des Krebsregisters ist es, das Krebsgeschehen in ganz Hessen flächendeckend abzubilden und auszuwerten – darunter fällt auch das Krebsgeschehen von urologischen Tumorerkrankungen.
Alle hessischen Ärztinnen und Ärzte sind gemäß § 5 des Hessischen Krebsregistergesetzes dazu verpflichtet, Informationen zu Krebserkrankungen an das Hessische Krebsregister zu melden.
Alle Behandlungen werden erfasst
– nicht nur die Diagnose
Das Hessische Krebsregister erfasst nicht nur die Diagnose einer Tumorerkrankung, sondern auch alle Behandlungen (z. B. Operationen, systemische Therapien oder Verlaufsuntersuchungen), die Sie während des Krankheitsverlaufs durchführen.
Sie sind mit Ihrer Meldung nicht
auf einer Einbahnstraße
Mit Ihrer Meldung befinden Sie sich keineswegs auf einer Einbahnstraße, denn Auswertungen werden generiert und Sie bekommen Daten zurück. Die Schwierigkeit liegt darin, dass unsere Rückmeldungen und Auswertungen erst aussagekräftig werden, wenn alle urologisch tätigen Einrichtungen in Hessen ihrer Meldepflicht nachkommen und kontinuierlich an das Krebsregister melden.
Je mehr Informationen zu einer Krebserkrankung, der angewandten Therapie und deren Ergebnis vorliegen, desto höher sind die Chancen, Therapieerfolge sichtbar zu machen oder Lücken in der onkologischen Versorgung aufzudecken und zu beheben.
Krebs betrifft alle, die Meldepflicht dient allen
Ihre Meldepflicht an das Krebsregister dient
- den an Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten durch eine Verbesserung der onkologischen Versorgung mithilfe der Erkenntnisse aus der Krebsregistrierung.
- Ihnen und anderen Ärztinnen und Ärzten bei der Behandlung Ihrer Patientinnen bzw. Patienten in Form von Datenrückmeldungen und Auswertungen. Vollständig erhobene Daten ermöglichen einen Rückschluss auf die Behandlungsqualität und dienen der Qualitätssicherung.
- der Bevölkerung durch die Implementierung von Krebsfrüherkennungsprogrammen.
Meldepflichtige Krebserkrankungen des
Urogenitaltrakts
Bösartige Neubildungen des Urogenitaltrakts
ICD-10 GM | Bezeichnung | Anmerkungen |
---|---|---|
C60.- | Bösartige Neubildung des Penis | |
C61 | Bösartige Neubildung der Prostata | |
C62.- | Bösartige Neubildung des Hodens | |
C63.- | Bösartige Neubildung sonstiger und nicht näher bezeichneter männlicher Genitalorgane | |
C64 | Bösartige Neubildung der Niere, ausgenommen Nierenbecken | |
C65 | Bösartige Neubildung des Nierenbeckens | |
C66 | Bösartige Neubildung des Ureters | |
C67.- | Bösartige Neubildung der Harnblase | |
C68.- | Bösartige Neubildung sonstiger und nicht näher bezeichneter Harnorgane | |
C74.- | Bösartige Neubildung der Nebenniere | |
C77.- | Sekundäre und nicht näher bezeichnete bösartige Neubildung der Lymphknoten |
|
C78.- | Sekundäre bösartige Neubildung der Atmungs- und Verdauungsorgane |
|
C79.- | Sekundäre bösartige Neubildung an sonstigen und nicht näher bezeichneten Lokalisationen |
|
In-situ-Neubildungen und
Neubildungen unsicheren/unbekannten Verhaltens des Urogenitaltrakts
ICD-10 GM | Bezeichnung | Anmerkungen |
---|---|---|
D07.4 | Carcinoma in situ: | PeIN 3 |
D07.5 | Carcinoma in situ: | PIN 3 |
D07.6 | Carcinoma in situ: | |
D09.0 | Carcinoma in situ: | |
D09.1 | Carcinoma in situ: | |
D09.7 | Carcinoma in situ: | Die Lokalisation bitte möglichst genau angeben. |
D41.4 | Neubildung unsicheren oder unbekannten Verhaltens: | PUNLMP |
Alle meldepflichtigen Krebserkrankungen können Sie hier einsehen:
Beispiele aus dem Klinik- und Praxisalltag
1. Bei einem Patienten mit nichtinvasivem papillären Harnblasenkarzinom wird eine intravesikale Instillation durchgeführt.
Diese Behandlung ist meldepflichtig. Informationen zur Behandlung sind über den Meldeanlass "Systemische Therapie" (Beginn und Ende) an das Krebsregister zu melden.
Beispiel:
Diagnose: ICD-10 D09.0, Morphologie: 8130/2, Grading: high grade (H)
Instillation von Mitomycin in die Harnblase am 16.06.2020, nach einer TUR-B.
Instillationen sollen als systemische Therapie unter Angabe der verwendeten Substanz gemeldet werden, nicht als OPS-Code.
Die Meldung einer intravesikalen Instillation kann folgendermaßen aussehen:
- Beginn: 16.06.2020
- Ende: 16.06.2020
- Therapieart: Chemotherapie
- Substanz: Mitomycin
- Stellung zur OP: adjuvant
- Intention: kurativ
- Beendigungsgrund: regulär
- Nebenwirkungen der systemischen Therapie: keine
2. Bei einem Patienten mit Verdacht auf ein Prostatakarzinom wird eine Prostata-Stanzbiopsie durchgeführt. Die Biopsie bestätigt den Prostatakrebs.
Diese Informationen sind an das Hessische Krebsregister als Diagnose zu melden. Zusätzlich sind die Mindestanforderungen des organspezifischen Ergänzungsmoduls Prostatakarzinom zu beachten.
Beispiel:
Prostata-Stanzbiopsie 06.08.2020
Diagnose: ICD-10 C61, Morphologie: 8140/3, TNM: cT1c
Angaben aus dem organspezifischen Ergänzungsmodul (ab Meldedatum 01.04.2020 Bestandteil der Mindestanforderungen):
- Gleason-Score: 3+4=7a
- Anlass Gleason-Score: Stanze
- Datum Stanzen: 06.08.2020
- Anzahl Stanzen: 12
- Anzahl positive Stanzen: 4
- Max. Ca-Befall-Stanze: 30%
- PSA: 7,1 ng/ml
- Datum PSA: 06.08.2020
3. Bei einem Patienten wird eine papilläre urotheliale Neoplasie von niedrig malignem Potenzial (engl. papillary urothelial neoplasm of low malignant potential = PUNLMP) in der Harnblase festgestellt.
Diese Informationen sind an das Hessische Krebsregister als Diagnose zu melden. Neubildungen unsicheren oder unbekannten Verhaltens der Harnblase sind meldepflichtig. Dies stellt eine Ausnahme dar, da ansonsten unsichere/unbekannte Neubildungen im Bereich Urologie nicht meldepflichtig sind.
Beispiel:
Diagnose: ICD-10 D41.4, Morphologie: 8130/1
Beispiele für weitere Behandlungsinformationen:
Was melden urologisch tätige Einrichtungen?
Meldeanlass | Ambulante Versorgung | Ambulante Versorgung, mit Belegarzttätigkeit | Stationäre Versorgung |
---|---|---|---|
Diagnose | |||
Histologischer, zytologischer und autoptischer Befund | |||
Operation |
|
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|
Strahlentherapie | |||
Systemische Therapie |
|
|
|
Verlauf | |||
Abschluss |
Wichtiger Hinweis: Keine Fremdleistungen melden!
- Es sind nur diejenigen Leistungen zu melden, die Sie selbst durchgeführt haben.
- Es können jedoch Fremdleistungen ohne Vergütungsanspruch gemeldet werden, wenn sie als solche ("ex domo") gekennzeichnet sind.
Welche Daten melden urologisch tätige Einrichtungen?
- Jeder Meldeanlass (Diagnose, Operation, Strahlentherapie, Systemische Therapie, Verlauf, Abschluss) fragt andere Behandlungsinformationen ab. Es gelten folgende Voraussetzungen: Meldungen aus der Klinik/Praxis
- Detailliertere Dokumentationshinweise für urologische Tumoren finden Sie hier:
Dokumentation von urologischen Tumoren
Wie melden urologisch tätige Einrichtungen?
Ist die Einrichtung einer oBDS-Schnittstelle (ehemals ADT/GEKID-Schnittstelle) in Ihrem Dokumentationssystem möglich?
- Ja, die Einrichtung ist möglich und ich möchte sie nutzen:
WebUpload (WUP) von Meldungspaketen - Ja, aber die Schnittstelle ist mir zu teuer. Welche Alternativen habe ich?
Online-Erfassung im Meldeportal oder andere Systeme
- Nein, die Einrichtung ist (noch) nicht möglich. Welche Alternativen habe ich?
Online-Erfassung im Meldeportal oder andere Systeme
1. Online-Erfassung im Meldeportal
Die kostenlose Plattform dient zur Online-Erfassung von Meldungen an das Hessische Krebsregister und richtet sich an alle hessischen Einrichtungen, deren Dokumentationssystem keine Schnittstelle zum Landeskrebsregister besitzt. Detaillierte Informationen stehen Ihnen auf dieser Seite zur Verfügung:
2. WebUpload (WUP) von Meldungspaketen
Der WebUpload (WUP) richtet sich an Ärztinnen und Ärzte, die eine oBDS-Schnittstelle (ehemals ADT/GEKID-Schnittstelle) in ihrem Dokumentationssystem eingerichtet haben. Über diese Schnittstelle wird das Meldungspaket (xml-Datei) generiert. Das Paket wird anschließend über den WUP an das Hessische Krebsregister gesendet. Weitere Informationen stehen auf folgender Seite bereit:
3. Weitere Systeme für die Krebsregistermeldung
Auf dem Markt gibt es mittlerweile weitere Systeme, worüber niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Meldungen an das Krebsregister übermitteln können. Die Systeme, deren Schnittstelle wir bereits abgenommen haben, stellen wir hier vor:
Sie erhalten für Ihre Meldungen:
- Eine Meldevergütung.
- Informationen zum aktuellen Vitalstatus Ihrer Patientin bzw. Ihres Patienten.
- Informationen zur Behandlung und Verlaufsbeurteilung
durch andere Ärztinnen und Ärzte. - Unterstützung in der Tumordokumentation.
Auswertungen
- Qualitätskonferenzen 2020 zum Nierenzellkarzinom:
Nierenzellkarzinom: Daten aus Hessen
5 Schritte zur ersten Meldung

Wie Sie Melderin bzw. Melder werden: 5 Schritte zur ersten Meldung
Hessische Ärztinnen und Ärzte sind aufgefordert, an das Krebsregister zu melden, wenn sie Patientinnen und Patienten onkologisch behandeln. Doch das Hessische Krebsregister ist mancherorts noch unbekannt. Fragen wie „Bin ich meldepflichtig?“ oder „Was melde ich?“ sind dabei keine Seltenheit. Deshalb unterstützen wir Sie von Beginn an: Hier fünf Schritte, wie Sie zur Melderin bzw. zum Melder werden.