Codierung und Dokumentation von
meldepflichtigen Krebserkrankungen

Auf dieser Seite bringen wir Ihnen Grundlagen der Codierung und Dokumentation von meldepflichtigen Krebserkrankungen näher.

Dokumentation von Krebserkrankungen

Tumordokumentation bedeutet, Daten zur Krebserkrankung, ihrer Behandlung und dem Krankheitsverlauf standardisiert und strukturiert zu erfassen. Dabei werden unterschiedliche Klassifikationen und Regelwerke verwendet, wie zum Beispiel die ICD-10-GM und der bundeseinheitliche onkologische Basisdatensatz. Bei der Krebsmeldung kommen je nach Meldeanlass oder Tumorart andere Klassifikationssysteme zum Einsatz. Im folgenden Textabschnitt bieten wir einen Überblick über Standards und Klassifikationen, die für die Krebsmeldung wichtig sind.

Regelwerke, Standards und Klassifikationen

Wie alle anderen Landeskrebsregister in Deutschland auch, erhebt das Hessische Krebsregister Daten nach dem bundeseinheitlichen onkologischen Basisdatensatz (oBDS). Der oBDS wird um organspezifische Ergänzungsmodule erweitert.

Die Felder bei der Online-Erfassung im Meldeportal orientieren sich am oBDS und fragen je nach Meldeanlass die erforderlichen Angaben ab. Auch Einrichtungen, die Krebs mithilfe einer oBDS-Schnittstelle in ihrem Dokumentationssystem melden, erfassen Daten nach diesem Regelwerk. So gelten für die Krebsmeldung und für die Krebsregistrierung einheitliche Vorgaben. Ziel ist es, diese Daten hessen- und deutschlandweit zusammenführen und auswerten zu können.

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) ist ein Diagnoseklassifikationssystem der Medizin. Die aktuell für Deutschland gültige Ausgabe ist die ICD-10-GM. Die Zahl "10" weist auf die Revision hin, "GM" bedeutet German Modification. Die Klassifikation ist kostenlos über die Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte erhältlich.

Für das Krebsregister ist das Kapitel II (Neubildungen) relevant:

  • C00-C97: Bösartige Neubildungen
  • D00-D09: In-Situ-Neubildungen
  • D10-D36: Gutartige Neubildungen
  • D37-D48: Neubildungen unsicheren oder unbekannten Verhaltens

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite "Meldepflichtige Krebserkrankungen".

Die ICD-O-3 (Dritte Ausgabe, Zweite Revision) ist die Internationale Klassifikation der Krankheiten für die Onkologie. Da die ICD-O-3 eine Zwei-Achsen-Klassifikation ist, kann durch ihre Codes die Topographie (Lokalisation) und die Morphologie (Histologie) einer Neoplasie näher beschrieben werden. Bei der Codierung nach ICD-O-3 kann theoretisch jede beschriebene Morphologie zu einer Topographie verschlüsselt werden, auch wenn diese nach den aktuellen medizinischen Erkenntnissen nicht vorkommen. Die Klassifikation ist kostenlos über die Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte erhältlich.

ICD-O-3 (Topographie)

Die Topographie (Lokalisation, Ort) einer Tumorerkrankung wird mithilfe des Topographie-Kapitels der ICD-O-3-Klassifikation codiert. Das Kapitel umfasst Codes von C00-C80 und stimmt weitestgehend mit den C-Codes der ICD-10-Diagnosecodierung überein. In Kombination mit der Morphologie eines Tumors ergibt sich die ICD-10-Diagnosecodierung.

ICD-O-3 (Morphologie)

Die Histologie (Morphologie) eines Tumors wird mithilfe des Morphologie-Kapitels der ICD-O-3-Klassifikation codiert. Das Kapitel umfasst vierstellige Zahlen-Codes beginnend bei 8000 und endend bei 9992. Ergänzend steht an fünfter Stelle der Behavior-Code bzw. die Dignität des Tumors. Die Ausprägungen hierfür sind

  • gutartig (/0),
  • unsicher, ob gut- oder bösartig (/1),
  • in situ Karzinom (/2),
  • bösartig (/3),
  • Metastase (/6) oder
  • unsicher, ob Primärtumor oder Metastase (/9).

In Kombination mit der Topographie eines Tumors ergibt sich dann die ICD-10-Diagnosecodierung. Die Ausprägungen "/6" und "/9" werden im Krebsregister nicht verwendet.

In Pathologien erfolgt die Codierung nach der aktuellen WHO Classification of Tumours ("Blue Books") und nicht nach der ICD-O-3. Die Nomenklatur ist identisch, aber nicht alle Codes aus der ICD-O-3 sind in der WHO Classification enthalten und umgekehrt. Die WHO Classification orientiert sich an dem jeweils aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Es werden den Tumoren organspezifisch nur die dort tatsächlich vorkommenden morphologischen Typen zugeordnet.

Das Grading beschreibt den Differenzierungsgrad eines Tumors. Seine Anwendung ist von der Krebsart abhängig. Es gibt zwei- bis vierstufige Gradingsysteme mit Zahlenwerten von 1 bis 4. Die Ausprägungen "low grade", "intermediate grade" und "high grade" beschreiben die Zwischenstufen "G1/G2", "G2/G3" und "G3/G4".

Einteilung:

  • 1: gut differenziertes bösartiges Gewebe
  • 2: mäßig differenziertes bösartiges Gewebe
  • 3: schlecht differenziertes bösartiges Gewebe
  • 4: undifferenziertes Gewebe
  • X: nicht bestimmbar

Zwischenstufen:

  • L: low grade (G1/G2)
  • M: intermediate grade (G2/G3)
  • H: high grade (G3/G4)

  • Die TNM-Klassifikation beschreibt die Ausdehnung und Ausbreitung (bösartiger) Tumoren anhand der Tumorgröße des Primärtumors (T), der regionären Lymphknotenmetastasierung (N) und der Fernmetastasierung (M). Für jede Tumorentität existieren eigene Regeln zur Klassifikation nach dem TNM-System, die von der Union for International Cancer Control (UICC) herausgegeben und regelmäßig aktualisiert werden.
  • Die jeweils gültige "TNM Klassifikation maligner Tumoren" von Christian Wittekind (Herausgeber) muss kostenpflichtig bezogen werden.

Manche Krebserkrankungen werden in der TNM-Klassifikation nicht erwähnt, sodass sie nicht danach verschlüsselt werden können. Für diese Tumoren kann aber eine andere Klassifikation relevant sein. Auf der Seite "Weitere Klassifikationen" werden einige Alternativen genannt.

Die „Diagnosesicherung“ ist eine numerische Gradeinteilung, die beschreibt, wie sicher Sie sich mit Ihrer Krebsdiagnose sind. Während des Diagnosezeitraums (normalerweise 92 Tage, möglicherweise mit organspezifischen Abweichungen) sollte der höchste Grad angegeben werden, der erreicht wurde. Eine Dokumentationshilfe finden Sie auf der Seite "Tumorzuordnung und Diagnose" unter "Primärtumor Diagnosesicherung".

Der allgemeine Leistungszustand einer betroffenen Person wird nach dem ECOG-Status oder Karnofsky-Index klassifiziert. Eine Dokumentationshilfe ist auf der Seite "Tumorzuordnung und Diagnose" unter "Allgemeiner Leistungszustand" zu finden.

  • Der Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) ist die amtliche Klassifikation zum Verschlüsseln von Operationen, Prozeduren und allgemein medizinischen Maßnahmen. Dokumentationshinweise finden Sie auf der Seite "Operationen" unter "OPS und OPS-Version".
  • Die Klassifikation ist kostenlos über die Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte erhältlich.

Klassifikationen und ihre Funktionen

Klassifikation

Funktion

ICD-10-GM

Beschreibt übergeordnet die zugrunde liegende Tumorerkrankung.

ICD-O-3 Topographie

Beschreibt den Sitz des Primärtumors und spezifiziert die ICD-10-GM.

ICD-O-3 Morphologie

Beschreibt den genauen Tumortyp und spezifiziert die ICD-10-GM.

WHO Classification

Beschreibt den genauen Tumortyp und spezifiziert die ICD-10-GM.

Diagnosesicherung

Beschreibt, wie die Diagnose gesichert wurde.

OPS

Beschreibt die durchgeführte Operation oder Prozedur.

TNM

Beschreibt die Ausbreitung der Tumorerkrankung.

Weitere Klassifikationen

Beschreibt die Ausbreitung der Tumorerkrankung.

Grading

Beschreibt die Differenzierung des Tumorgewebes.

ECOG oder Karnofsky

Beschreiben den allgemeinen Leistungszustand der betroffenen Person.

Hinweise

  • Die Codierung nach der ICD-10-GM reicht für die Beschreibung eines Tumors nicht aus. Zusätzlich muss die ICD-O-3 für die Angabe seiner Topographie und Morphologie herangezogen werden. Mit unseren Codierübungen können Sie die Verschlüsselung von Tumorerkrankungen üben.
  • Die Codes der ICD-10-GM und ICD-O-3 (Topographie) sind meistens gleich. Aber nicht alle Codes aus der ICD-10-GM sind in der ICD-O-3 enthalten und umgekehrt.

Klassifikationen und ihre Versionen

Bei der Dokumentation ist darauf zu achten, die Version einer Klassifikation zu nutzen, die zum Zeitpunkt der erbrachten Leistung gültig ist oder gültig war. Die jeweiligen Versionen der ICD-10-GM, ICD-O-3 und OPS sind über die Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte kostenlos erhältlich. Die TNM-Klassifikation muss kostenpflichtig bezogen werden.

  • ICD-10-GM: ICD-10-GM Version 2024
  • ICD-O-3: ICD-O-3 Zweite Revision 2019
  • OPS: OPS Version 2024
  • TNM: TNM 8. Auflage

  • ICD-10-GM: ICD-10-GM Version 2023
  • ICD-O-3: ICD-O-3 Zweite Revision 2019
  • OPS: OPS Version 2023
  • TNM: TNM 8. Auflage

  • ICD-10-GM: ICD-10-GM Version 2022
  • ICD-O-3: ICD-O-3 Zweite Revision 2019
  • OPS: OPS Version 2022
  • TNM: TNM 8. Auflage

  • ICD-10-GM: ICD-10-GM Version 2021
  • ICD-O-3: ICD-O-3 Zweite Revision 2019
  • OPS: OPS Version 2021
  • TNM: TNM 8. Auflage

  • ICD-10-GM: ICD-10-GM Version 2020
  • ICD-O-3: ICD-O-3 Zweite Revision 2019
  • OPS: OPS Version 2020
  • TNM: TNM 8. Auflage

Fortbildung

Infohotline der Tumordokumentation

Codierung und Dokumentation von Krebsdaten

069 5660876-40Mo.–Do. von 8 bis 16 Uhr;
Fr. von 8 bis 13 Uhr